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Faire Unternehmen

Unternehmensverantwortung

Was muss passieren, damit die gesamte Kaffeebranche fair handelt?

Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Vorzeigeprojekte gestartet und damit kleine Verbesserungen für die Kaffeeerzeuger*innen bewirkt. Doch diese Initiativen auf freiwilliger Basis haben keinen echten Durchbruch für wirklich faire Handelsbeziehungen in der Kaffeebranche geschaffen. Wir haben uns zusammen mit vielen Akteur*innen in der Initiative Lieferkettengesetz dafür eingesetzt, dass Unternehmen gesetzlich verpflichtet werden, Maßnahmen für den Schutz von Menschenrechten in ihren Lieferketten zu ergreifen. Die Verabschiedung und das Inkrafttreten des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes war ein wichtiger Schritt nach vorne. Mit dem Projekt Fairer Kaffee Jetzt setzen wir uns dafür ein, dass die neuen gesetzlichen Verpflichtungen in der Kaffeebranche ambitioniert umgesetzt werden – wir möchten darauf hinwirken, dass faire Handelsbeziehungen nicht länger eine kleine Nische im Kaffeemarkt darstellen, sondern dass die gesamte Kaffeebranche fairer handelt. Auf dieser Seite informieren wir, welche gesetzlichen menschenrechtlichen Verpflichtungen Unternehmen haben, was bisher umgesetzt wird und welchen Handlungsbedarf es nach wie vor gibt.

Wozu verpflichtet das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz Unternehmen?

Seit Januar 2023 gelten die Verpflichtungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes für Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitenden, ab 2024 sind auch Unternehmen ab 1000 Mitarbeitenden betroffen.

Die wichtigsten Verpflichtungen für Unternehmen:  

  • Regelmäßige Durchführung von Risikoanalysen und Einrichtung eines Risikomanagements: Wenn im Rahmen der Risikoanalyse Risiken festgestellt werden, muss das Unternehmen unverzüglich angemessene Präventionsmaßnahmen ergreifen.
  • Verabschiedung einer Grundsatzerklärung: Das Unternehmen muss auf Grundlage der Risikoanalyse darlegen, mit welcher Strategie und mit welchem Verfahren es seine Pflichten erfüllen wird und welche Erwartungen an Beschäftigte und Zuliefer*innen gerichtet werden.
  • Etablierung eines Beschwerdemechanismus für Opfer von Menschenrechtsverletzungen in den eigenen Lieferketten.
  • Ergreifung von Präventions- und Abhilfe-Maßnahmen, um menschenrechtlichen Risiken und Problemen in Lieferketten entgegenzuwirken: Die Präventions- und Abhilfe-Maßnahmen müssen den eigenen Geschäftsbereich und die unmittelbaren Zuliefer*innen betreffen. Wenn Unternehmen Kenntnis haben über menschenrechtliche Probleme in anderen Stufen der eigenen Lieferketten, dann müssen sie auch Maßnahmen ergreifen, die über die unmittelbaren Zuliefer*innen hinausgehen.
  • Regelmäßige Berichterstattung zur Umsetzung der eigenen menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten. Der Bericht muss auf der Website des Unternehmens veröffentlicht werden.
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Überprüfung der Einkaufspraktiken: Zahlung fairer Preise

Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz verpflichtet Unternehmen unter anderem dazu, ihre eigenen Einkaufspraktiken zu überprüfen, um festgestellte Risiken für Menschenrechte zu verhindern oder zu minimieren. 

Aus unserer Sicht sollten bei der Überprüfung der Einkaufspraktiken in der Kaffeebranche prioritär die Preise, die Kaffeehändler*innen den Erzeuger*innen für ihren Kaffee zahlen, kritisch in den Blick genommen werden. Die Analysen, u.a. von Fairtrade International, zu Referenzpreisen für existenzsichernde Einkommen haben aufgezeigt, dass die Preise, die den Kaffeeerzeuger*innen für ihren Kaffee gezahlt werden, nicht ausreichen, um alle Produktionskosten – inklusive existenzsichernde Einkommen und Löhne – abzudecken. Die zu niedrigen Einkommen und Löhne sind wiederum die Ursache für Kinderarbeit und weitere Menschenrechtsverletzungen im Kaffeeanbau.

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Wann zahlen Unternehmen endlich höhere Preise an die Erzeuger*innen?

Wir haben Unternehmen, die für den Kaffeehandel in Deutschland eine wichtige Rolle spielen, darauf angesprochen, was sie zu tun beabsichtigen, um existenzsichernde Einkommen und Löhne in ihren Lieferketten sicherzustellen. Leider hat keins der angefragten Unternehmen aus dem konventionellen Kaffeehandel zur Sprache gebracht, dass die Kaffeeerzeuger*innen höhere Preise für ihren Kaffee erhalten müssen und die eigenen Einkaufspraktiken diesbezüglich überprüft werden müssen. Lediglich Akteur*innen aus dem fairen Handel setzen sich kritisch mit den Kaffeepreisen und mit dem Thema Referenzpreise für existenzsichernde Einkommen auseinander. Doch dieses Thema geht nicht nur den fairen Handel, sondern die gesamte Kaffeebranche etwas an.

Klar ist, dass Unternehmen Wettbewerbsnachteile zu befürchten haben, wenn sie im Alleingang höhere Preise zahlen, während andere sich weiterhin am Börsenpreis ausrichten. Doch die Unternehmen stehen in der Verantwortung, gemeinsame Lösungen zu finden – zum Beispiel durch eine branchenübergreifende Übereinkunft, sich beim Einkauf an Referenzpreisen für existenzsichernde Einkommen auszurichten. Doch es ist zu befürchten, dass dies auf freiwilliger Basis nicht geschieht. Wir sehen daher auch die Politik in der Verantwortung, den Einkauf unterhalb der Produktionskosten gesetzlich zu verbieten.

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Transparenz und Rückverfolgbarkeit: Voraussetzung für den Schutz von Menschenrechten

Für menschenrechtliche Risikoanalysen und die Ergreifung von Präventions- und Abhilfemaßnahmen ist es wichtig, dass Unternehmen ihre Lieferketten bis zum Produktionsort rückverfolgen können. Auch Beschwerdemechanismen können nur dann wirksam sein, wenn auch die Arbeiter*innen auf den Plantagen wissen, für wen sie den Kaffee produzieren und bei wem sie sich bei Bedarf beschweren können. Um überprüfen zu können, ob Unternehmen ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten nachkommen, ist zudem Transparenz bezüglich der Lieferketten und der eigenen Einkaufspraktiken notwendig. Hier besteht offenbar noch ein großer Handlungsbedarf. Von uns befragte Unternehmen wissen eigenen Angaben zufolge in vielen Fällen nicht, wo und von wem genau der Kaffee, mit dem sie handeln, angebaut wurde. Begründet wird dies damit, dass die Kaffeelieferketten dafür viel zu komplex seien und es zu viele kleinbäuerliche Produzent*innen gebe, um genau feststellen zu können, wer den bei den verschiedenen Kooperativen und Zwischenhändler*innen eingekauften Kaffee produziert hat. Auch bezüglich Frage, wer wieviel am Kaffee verdient und wer welche Preise zahlt, gibt es keine Transparenz im konventionellen Kaffeemarkt. Dabei gibt es durchaus positive Beispiele dafür, dass mehr Transparenz und Rückverfolgbarkeit in Kaffee-Lieferketten möglich sind. So zeigt zum Beispiel Kaffee-Kooperative bzw. die ruandische Firma Rwashoscco LTD wie Lieferketten und Preise mit Hilfe einer Blockchain-App transparent gemacht werden können – und mit welchen Ansätzen die Kaffeeproduzent*innen höhere Einkommen erhalten. Wir finden, die großen Unternehmen in der Kaffeebranche sollten diesen vorbildlichen Ansätzen folgen. Schließe Dich uns an und fordere Unternehmen auf, fair zu handeln und sich für den Schutz von Menschenrechten in ihren Kaffeelieferketten einzusetzen. Sende jetzt eine Mail an wichtige Unternehmen aus der Kaffeebranche.

Farknot_Architect@iStock

Aktiv werden

Was Du tun kannst, damit Kaffee für alle fair ist

Jede*r kann einen kleinen Beitrag leisten für einen fairen Kaffeehandel – vom privaten Einkauf über die öffentliche Beschaffung bis hin zum politischen Engagement für faire Lieferketten.

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Faire Politik

Was wir von der Politik erwarten

Auch die Politik ist gefordert, für Menschenrechtsschutz in Kaffeelieferketten zu sorgen. Dafür sind neue gesetzliche Regulierungen notwendig.

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Fairer Einkauf

Fairer Kaffee für alle!

Bisher ist der Faire Kaffeehandel in Deutschland eine kleine Nische. Wir wollen, dass sich das ändert. Dafür sind alle gefragt, beim Einkauf fair gehandelten Kaffee zu wählen – Kommunen, Schulen, Unternehmen und natürlich jede*r einzelne.